Wie fühlen Sie sich, wenn Sie erfahren, dass ein vielversprechender, potenzieller Kunde einen Vertrag mit einem Konkurrenten abschliessen wird? Sind Sie verblüfft? Oder gar entkräftet? Als ob Sie einen Schlag in die Magengrube erhalten hätten? Wenn dann noch ein wenig Druck hinzukommt – sowohl von Ihnen selbst als auch von Ihrem Chef – werden diese Gefühle noch schlimmer. Darum geht es in dieser Ausgabe.
Wenn Sie Ihren Schwung verlieren, ist das schlecht für Sie und das Geschäft. Das Gehirn schaltet sich buchstäblich ab, was es noch schwieriger macht, Lösungen zu finden. Dafür gibt es einen biologischen Grund: Unter Stress produziert der Körper zu viel Cortisol. Dieses Hormon beeinträchtigt das Gedächtnis, schränkt Ihre Fähigkeit ein, kreative Optionen zu entwickeln und gibt Ihnen das Gefühl, dass Sie den Erfolg nicht mehr kontrollieren können.
Ich kenne das, mögen Sie denken, doch wie komme ich aus der Nummer raus? Der Schlüssel dazu ist, Ihre Perspektive zu ändern und Probleme nicht mehr als etwas zu sehen, vor dem Sie sich fürchten müssen. Das ist zwar leichter gesagt als getan, doch eine veränderte Denkweise wirkt sich aus. Bestimmt.
Vor Jahren erlebte ich eine grosse Krise, nachdem ich zwei grosse Kunden verloren hatte. Beide hatten unter dem Druck der Marktkräfte alle externen Ausgaben gekürzt. Meine Projekte als Berater für sie lösten sich über Nacht in Luft auf. Sie wollten zwar später zurückkommen, doch das taten sie nie.
Plötzlich wurde ich wieder in den Akquisitionsmodus zurückversetzt. Schnell stellte ich fest, dass die Methode, die ich jahrelang mit Erfolg angewandt hatte, in der Zwischenzeit äusserst ineffektiv war. Zuerst war ich frustriert, doch bald wurden meine Ängste übermächtig. Schliesslich fing ich an, andere Unternehmer und Unternehmerinnen zu fragen, ob sie auch Probleme hätten. Es war, als würde eine Schleuse geöffnet. Es stellte sich heraus, dass jeder und jede, mit denen ich sprach, ähnliche Probleme hatten.
Als ich merkte, dass es nicht nur mir so ging, wurde mir klar, dass meine Betrachtung der Situation meine kreative Energie blockierte. Selbst wenn wohlmeinende Freunde gute Ideen anboten, war ich pessimistisch und lehnte sie ab. Ich war gefangen in einer Abwärtsspirale der Negativität.
Alles änderte sich als ich begann, meine Probleme als Herausforderungen zu sehen. Als ich das tat, hatte ich allmählich das Gefühl, meine Zukunft wieder selbst in der Hand zu haben. Mein Gehirn begann wieder zu arbeiten. Ich wurde neugierig und stellte mir zahlreiche Fragen: Warum haben die potenziellen Kunden nicht geantwortet? Würde ich andere Antworten bekommen, wenn ich meine Botschaft änderte? Wusste ich genug, um glaubwürdig zu klingen? Hatte ich zu früh aufgegeben?
Die neurowissenschaftliche Forschung zeigt, dass das Gehirn neue Energie bekommt, wenn Sie Hindernisse als Chancen sehen. Es liebt Herausforderungen und fängt sofort an, die Umgebung zu scannen und nach Erkenntnissen zu suchen, die Ihnen nützlich sein könnten. Es fängt an, in Ihrer Vergangenheit zu graben und nach früheren Erfahrungen und Erkenntnissen zu suchen, die hilfreich sein könnten.
Plötzlich finden Sie wichtige Informationen, die Sie völlig übersehen hatten. Vielleicht lesen Sie im Internet einen Artikel, der eigentlich gar nichts mit Ihrer speziellen Herausforderung zu tun hat, aber er bringt Sie auf eine neue Idee. Oder Sie stehen morgens auf und haben eine neue Perspektive, wie Sie eine anspruchsvolle Situation angehen können. Wenn Ihr Gehirn in diesem Zustand ist, scheinen gute Ideen wie aus dem Nichts aufzutauchen.
Für die meisten Menschen ist es keine natürliche Gewohnheit, Probleme als Herausforderungen zu sehen. Wer das hingegen regelmässig tut, erlebt, dass diese Art der Denke kreative Energie freisetzt. Die sorgt dafür, dass sich Lösungen für Probleme wesentlich leichter finden lassen.